Humor

 

Wilhelm Busch 

Humor

Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
kommt er dem armen Vogel näher.

Der Vogel denkt: Weil das so ist,
und weil mich doch der Kater frißt,
so will ich keine Zeit verlieren,
will noch ein wenig quinquilieren
und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.

 

Wolfgang F. E. Bittner


Doch manchmal, wenn der Liebe Gott es will,
dann singt das Vöglein lieblich still
Und die Katze
spielt vergnügt mit ihrer Tatze
So darf der Vogel länger leben.
Gott hat ihm seine Gnad gegeben.

Wenn's Vöglein diese Gnade nutzt,
sich artig seinen Schnabel putzt,
dann staunt der Kater ganz verdutzt
und blickt dem Piepmatz in die Augen
Zum Fressen scheint er nicht zu taugen

Ihr fragt euch jetzt wohl ganz bestimmt,
woher er die Courage nur nimmt,
im Angesicht der Katerkrallen
vor Schreck nicht in den Tod zu fallen.
Wieso entbehrt er jeglich Bangen?
Wenn ihr's wirklich wissen wollt
So sei euch mein Tribut gezollt:
Er war dem Herrgott selber auf den Leim gegangen!